Wie Volvo 1980 vom Turbo Fieber erfasst wurde
Vor 40 Jahren kam der erste Volvo Turbo auf die Welt. Der aufgeladene Volvo 240 Turbo lag damit voll im Trend: Es war die grosse Zeit der schnellen Turbos.

Das Heulen der Turbos begann in Europa in den 1970er-Jahren. Die ersten Turbolader befeuerten zunächst deutsche Sportwagen-Modelle in neue Geschwindigkeitssphären. Obwohl der Turbo bereits 1905 vom Schweizer Alfred Büchi erfunden wurde, baute man Abgasturbinen bis dahin vor allem bei grossen Motoren für Schiffe oder LKWs sowie Flugzeugtriebwerken ein, um eine Leistungssteigerung von bis zu 40 Prozent zu erreichen.
Als Volvo 1980 den ersten Turbo vorstellte, standen die Münder staunend offen. Ausgerechnet der Volvo 240 – Inbegriff für Sicherheit, Familientauglichkeit und auch ein bisschen für Biederkeit – bekam einen Turboboost. Dabei ging es nicht um eine Leistungssteigerung im oberen Geschwindigkeitsbereich, sondern um eine Kraftunterstützung im unteren Drehzahlbereich. Der damalige Volvo Chef Pehr Gyllenhammar testete 1979 die Volvo 240 Limousine mit Turboaggregat höchstpersönlich und war begeistert. Und nicht nur er: Der Volvo 240 Turbo wurde ebenfalls von der schwedischen Polizei auf Herzen und Nieren getestet, bevor er in Serie ging.
«Volvo Thunder Wagon» oder «familientaugliche Volvo Rakete» war das Echo der internationalen Motorpresse. Im Zusammenhang mit dem ebenfalls skandinavischen Saab 900 Turbo wurde gar von «Troll Turbos» gesprochen. Überrascht war man vor allem darüber, dass die sonst eher zurückhaltenden Schweden so heftig vom Turbo-Virus infiziert wurden. Insbesondere als Volvo mit dem 245 Turbo Kombi den Sportkombi erfand und als schnellster Serien-Kombi grosse Aufmerksamkeit erregte.
«Fall in love in 6.8 seconds», feierte die Werbung den Volvo 240 Turbo.
Der aufgeladene Sechszylinder-Motor schöpfte aus 2,1 Litern Hubraum 154 PS. Von 0 auf 100 km/h beschleunigte er in 8,9 Sekunden und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h. Mit einem Augenzwinkern bemerkt: Das ist mehr als bei den aktuellen Modellen, die auf eine Vmax von 180 km/h begrenzt sind.
Früher war nicht weniger mehr, sondern schneller gleich besser. Den Gipfel erreichte das Muskelspiel 1983, als der Volvo 240 Turbo Intercooler in Nordamerika präsentiert wurde – mit 30 PS extra. «Fall in love in 6.8 seconds», feierte die Werbung den Volvo 240 Turbo. Mit diesen Werten konnte er sich sogar im Sprint mit Ferrari oder einer Corvette messen und wurde damit auch zur beliebten Auto-Quartett-Karte auf dem Schulhof.
Gekrönt wurde die 240er-Baureihe mit zweitürigen Renn-Versionen, die als Gruppe-A-Tourenwagen auf über 257 kW/350 PS kamen. Die liebevoll als «Fliegende Ziegelsteine» bezeichneten Volvo 240 feierten viele Rennerfolge und gewannen 1985 mehrere Tourenwagen-Meisterschaften.